411
Wie geht es aber den Leuten, welche nördlich vom nördlichen
Wendekreise, oder südlich vom südlichen Wendekreise wohnen?
Es geht ihnen ganz erträglich, wie wir ja an uns selber sehen, die
wir doch schon ziemlich weit vom nördlichen Wendekreise entfernt wohnen.
Die Sonne steht für uns am höchsten, wenn sie über dem nördlichen
Wendekreise steht, d. i. an unserem längsten Tage, und steht für uns
am niedrigsten, wenn sie über dem südlichen Wendekreise steht, d. i. an
unserem kürzesten Tage. Je weiter nun ein Ort vom Äquator ent-
fernt, und je näher er einem der Leiden Pole liegt, desto niedriger
steht für ihn die Sonne sowohl am längsten, als am kürzesten Tage,
und wer gerade auf einem der beiden Polarkreise wohnt, der hat an
seinem kürzesten und an seinem längsten Tage ein merkwürdiges Schau-
spiel. An dem kürzesten Tage geht die Sonne für den nördlichen Polar-
kreis eigentlich gar nicht auf. Sie steht im südlichen Wendekreise und
ihre Strahlen reichen gerade nur bis an den nördlichen Polarkreis.
Wenn nun die Mittagszeit eintritt, so zeigt sich die Sonne am südlichen
Himmel nur auf einige Augenblicke; recht, als ob sie sagen wollte: ich
bin noch immer da, aber ich habe keine Zeit, lange bei euch zu ver-
weilen. Das alles aber sucht sie am längsten Tage, wenn sie im
nördlichen Wendekreise steht, wieder einzubringen. Sie steigt am Himmel
nicht eben sehr hoch, etwas höher, als bis zur Mitte des Bogens, den
ihr vom Scheitelpunkte bis zum Horizont ziehen könnt; aber da-
für geht sie auch den ganzen Tag nicht unter. Gegen Mitternacht senkt
sie sich gerade im Norden auf einen Augenblick bis zum Horizont hinab;
aber es ist, als ob es ihr leid werde, von uns zu gehen, und flugs
hebt sie sich wieder und durchläuft ihre Bahn von neuem. Von da ab
macht sie die Nächte für den nördlichen Polarkreis immer ein we^ig
länger, bis zuletzt die Nacht volle 24 Stunden lang wird und für den
Tag eigentlich gar nichts übrig bleibt.
Wie mag es nun erst den Leuten ergehen, die noch über den
Polarkreis hinaus wohnen? Das läßt sich leicht denken, wie es denen
ergehen muß. Je näher sie dem Nordpol wohnen, desto länger sind
im Winter ihre Nächte und im Sommer ihre Tage. Da giebt es
Gegenden, wo die Sonne mehrere Tage, Wochen und Monate lang
nicht aufgeht, ja wer gerade unter dem Pole wohnte, der hätte ein
halbes Jahr Tag und ein halbes Jahr Nacht; denn in der einen Hälfte
des Jahres ginge für ihn die Sonne nicht auf, in der zweiten nicht
unter. Aber unter den Polen wohnen, so viel wir wissen, keine Men-
schen, auch ist noch kein Schiff, so oft man es auch versucht hat, bis zu
den Polen hindurch gedrungen. Die kühnen Seefahrer, die das Meer
in den Gegenden um den Nordpol untersucht haben, sind meist zwischen
ungeheure Eisberge gerathen und haben von Glück zu sagen gehabt,
wenn sie wohlbehalten wieder in ihre Heimath gekommen sind.
Das muß doch ein klägliches Leben sein, wenn man Wochen und
Monate lang die Sonne nicht sieht, sondern so lange Zeit in finsterer
Nacht sitzt.
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471
nennt, stehen am Himmel und in einem hohen Kreise um die Erde
herum. Sie heißen: der Widder, der Stier, die Zwillinge, der
Krebs, der Löwe, die Jungfrau, die Wage, der Skorpion, der
Schutz, der Steinbock, der Wassermann, die Fische.
Eins folgt auf das andere, und das letzte schließt an das erste
wieder an, nämlich die Fische an den Widder. Dies ist der Thier-
kreis. Er steht aber noch viel höher am Himmel, als die Sonne,
und sie steht, von hier aus betrachtet, immer zwischen den zwei Strichen,
die seinen Rand bezeichnen, und in einem Zeichen derselben. Jene, ob
sie gleich herabwärts desselben steht, so meint man doch wegen der
sehr großen Entfernung, sie befinde sich in dem Zeichen selbst. Wenn
sie aber heute in dem Zeichen des Steinbocks steht, so steht sie nach
30 Tagen nicht mehr in dem Zeichen des Steinbocks, sondern im
nächsten, und je nach 30 Tagen immer in dem nächstfolgenden, und
daran erkennt man, daß die Erde in ihrem Kreisläufe unterdessen vor-
wärts gegangen sei. Es kann nicht fehlen. Zu dem allen sagt
Fünftens und letztens Kopernikus, wenn gleichwohl die Axe der
Erdkugel gegen die Sonne wagerecht läge, und die Erde drehte sich auch
so, und sie bewegte sich wagerecht in einer vollkommen runden Zirkel-
linie um die Sonne, also, daß die Sonne genau im Mittelpunkte des
Zirkelkreises stände, so müßte Jahr aus Jahr ein und auf allen Orten
der Erde Tag und Nacht gleich sein. Ja es müßte mitten auf der
Erde rechts und links um den rothen Faden ein ewiger Sommer glühen,
weiterhin zu beiden Seiten am Abhange der Kugel milderte und kühlte
sich die Hitze ein wenig, je schiefer die Sonnenstrahlen herabfielen, und
näher gegen die Pole hin herrschte ein Winter ohne Trost und ohne
Ende. Aber es ist nicht so, sagt der Sternseher. Die Axe der Erde
liegt nicht wagerecht und nicht senkrecht gegen die Sonne, sondern schief
in einem Winkel von 67 Grad, wer's versteht. In dieser Richtung
gegen die Sonne dreht sich die Erde in 24 Stunden um.
Wenn am 21. März der Leser sich vor sein Haus stellt, mit dem
Gesicht gegen Sonnenaufgang gekehrt, so ist der Kreis, den an selbigem
Tage der rothe Faden um die Erde zieht, noch 1470 Stunden Weges
oder 735 Meilen rechts hinaus von ihm entfernt; sein Pol aber, dem
er am nächsten ist, ist 615 Meilen von ihm entfernt links hinaus.
In solchem Standpunkt steht der Leser am 21. März. Aber schon am
22. legt sich der Faden nicht mehr ganz an den bewußten Kirschbaum
und an seinen Anfang an, sondern er läuft etwas herwärts gegen uns
daran vorbei, und so windet er sich von 24 Stunden zu 24 Stunden
in einer Schraubenlinie fort, und kommt immer näher gegen uns bis
zum 21. Juni, und ist gleichwohl noch nicht bei uns, sondern ist nur
ungefähr um 352^/z Meilen näher gekommen. Aber vom 21. Juni
an kehrt der Faden in denselben Windungen wieder zurück, immer weiter
von uns weg, bis er ungefähr am 23. September in gleicher Ent-
fernung von beiden Polen wieder hart an dem Kirschbaume vorbeistreift.
Von dieser Zeit an wendet er sich jenseits gegen den andern Pol immer
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480
körper auf ihren Bahnen dahin, welche, gleich den Planeten und
Kometen, die Sonne umkreisen und feurig erglühen, wenn der
mächtige Zug der Schwere sie in die Nähe unserer Erde führt. Welche
neue Fülle der Schöpfung ist uns aufgegangen in jenen mikroskopi-
schen Welten des Himmelsraumes! —
T. Die Fixsterne.
(Die sternenhelle Nacht.)
In mattem Dämmerlicht liegt die Erde da, oben aber erglänzen
des Himmels Sterne und leuchten aus unermeßlichen Fernen herüber
in die Erdennacht. Still ziehen sie dahin, jene ewigen Zeugen der
Allmacht, hoch erhaben und nie erreicht vom Gewirre der Erde, daher
auch ungestört von aller irdischen Macht, von allem, was hienieden
vorgehen mag. Wie klein, bis zum verschwindenden Nichts erscheint
da der Mensch vor der Unendlichkeit, aber dennoch freut er sich und
fühlt sich innerlich gehoben und groß, weil sein Auge die Wunder der
Schöpfung schauen, und sein Geist darin die Herrlichkeit und Weisheit
Gottes erkennen kann.
Alle Sterne, mit Ausnahme der Planeten und deren Neben-
planeten, sind Fixsterne. Die Fixsterne werden nicht, wie dir
Planeten und Monde, von der Sonne beleuchtet, sondern haben,
gleich der Sonne, eigenes Licht. Nach ihrer scheinbaren Größe theilt
man die Fixsterne, die mit unbewaffnetem Auge wahrgenommen
werden können, in Sterne erster, zweiter, dritter bis sechster und
siebenter Größe. Unendlich groß ist die Zahl der Fixsterne, denn schon
mit bloßem Auge kann man an 6000 zählen. Damit nun aber die
Astronomen unter der Mäste von Sternen sich bester zurechtfinden
können, so haben sie gewissen merkwürdigen Sternen einen Namen ge«
geben, oder sie haben denen, welche zusammen ein Bild vorstellen, den
Namen eines Bildes gegeben, z. B. das Kreuz, die Krone, oder
sie haben um eine Anzahl von Sternen herum in Gedanken einen Strich
gezogen, der bald aussteht wie ein Bär oder Krebs, und nennen das
Sternbilder, z. B. die 12 Zeichen des Thierkreises: die Jung'
freut, die Zwillinge, der Skorpion rc., und alle Sterne groß und
klein, die in einem Sternbilde stehen, gehören zu diesem Sternbilde.
Aber das ist alles noch nichts; sondern es giebt noch viel mehr
Sterne, die wir nicht sehen, als die wir sehen. Man rechnet die Zahl
der Sterne, die man mit den besten Fernrohren wahrnehmen kann,
über 534,000 Millionen. Aber wer kennt und zählt die Millionen
Sterne, die selbst mit Fernröhren von uns nicht wahrgenommen wer-
den können!
Kennen wir nicht alle die Milchstraße, die wie ein breiter Gür-
tel den Himmel umwindet? Sie gleicht einem ewigen Nebelftreif, den
eine schwache Hülle durchschimmert. Aber durch die Gläser der Stern-
seher betrachtet, löset sich dieser ganze Lichtnebel in unzählige kleine
Sterne auf.
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48 t
Was aber die Bewegung der Sterne betrifft, wenn man cutdj
sagen will, sie gehen auf und unter, so gehen sie doch nicht alle auf
und unter, sondern wenn man sich gegen Norden stellt, und am Him-
mel hinaufschaut: nicht gar weit vom großen Baren steht ein Stern,
der sich nicht sonderlich bewegt und der Polarstern heißt. Auf diesen
schauen die andern Sterne bis zum Thierkreise oder den 12 Zeichen
hinaus, als auf ihren Flügelmann, oder ihren Mittelpunkt, und drehen
sich um ihn hemm also, daß sie auch nie untergehen. Deswegen kann
man z. B. den großen Bären im Sommer und Winter die ganze Nacht
sehen, bald über, bald unter dem Polarsterne. Aber die entfernten
in ihren großen Kreisen müssen schon unten um die Erde herumgehen
und auf der andern Seite wieder hinauf. Also kann man z. B. das
Siebengestirn nicht immer sehen. Stellt man sich aber gegen Süden,
dem Polarstern gegenüber, eben so tief unter uns, als dieser über uns,
da steht wieder so ein Polarstern, der sich nicht bewegt. Auf den
schauen die Sterne, die jenseits des Thierkreises fftehen, und bewegen
sich auch um ihn herum, immer in kleinen Kreisen, je näher sie ihm
kommen, ganz so, wie hier zu Lande.
Allein das alles ist im Grunde doch nur Schein. In der That
selber aber ist es, wie hier folgt: Die Erde schwebt ringsum zwischen
lauter himmlischen Sternen ohne Zahl und Ende. Der eine Pol der
Erde, unserer, dem wir am nächsten sind, der Nordpol, schaut
gegen den obersten Polarstern.am Himmel, nicht ganz, aber ungefähr;
der andere Pol der Erde schaut gegen den andern Polarstern am
Himmel, den wir hier zu Lande und auf unseren Bergen nicht sehen,
gegen den untern, und die Axe, welche gleichsam durch die Erde hin-
durchgeht, wenn sie unten und oben bis in die Sterne hinausreichte,
so würde sie sich in die zwei Polarsterne am Himmel hineinbohren
und sich in ihnen sammt der Erde gleichsam als in ihrem Gewinde
umdrehen; — und so dreht sich die Erde wirklich herum, daß immer
die Pole gegen die Polarsterne schauen. Daraus folgt, wie wir
meinen, die Sonne geht in 24 Stunden um die Erde herum, und
auch alle Sterne gehen um die Erde herum. Aber nein. Die Erde
vollendet in 24 Stunden ihren Wirbel um sich selbst und
führt so alle Punkte ihrer Oberfläche an den Sternen vorbei.
Was bisher über die Fixsterne gesagt ist, kann zum Theil mit dem
leiblichen Auge gesehen und erkannt werden. Allein das Auge des Ver-
standes sieht mehr, als das Auge des Leibes.
Erstens: Die Fixsterne sind so west von uns entfernt, daß mau
früher meinte, es sei gar kein Mittel möglich, ihre ungeheure Entfer-
nung auszurechnen; in neuester Zeit aber hat man die Entfernungen von
wenigstens 30 Fixsternen gemeffen und gefunden, daß der uns zunächst
stehende circa 9 Billionen Meilen von uns entfernt ist. Zu den uns
zunächst stehenden Fixsternen gehört der Sirius; man schloß das
früher schon aus seiner Größe und aus seinem wunderschönen Glanze
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausg. 31
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487
Iii« Dritte (obere) Gruppe: Die vier großen Planeten.
Oupifer, Saturn, Aranus und 3tepfun.
1. Der Jupiter ist unter allen Planeten der größte unh nächst
der Venus an unserm nächtlichen Himmel der schönste Wandelstern, der
mit einem stillen gelblich weißen Lichte, gleich einem kleinen Monde,
leuchtet. Seine mittlere Entfernung von der Sonne beträgt 106 Mil-
lionen Meilen und sein Durchmesser 19,980 Meilen. Er dreht sich
in 10 Stunden um seine Achse und in 12 Jahren um die Sonne.
Jede Jahreszeit auf demselben dauert also drei unserer Jahre. Daß
der Jupiter von 4 Monden begleitet wird, ist schon erwähnt worden.
2. Der Saturn hat ein viel matteres Licht, als der Jupiter und
erscheint von bleichröthlicher Färbung. Er ist mit bloßem Auge nur
schwer von den andern kleinen Sternen zu unterscheiden. Man sieht
ihn alle 2^/2 Jahr in demselben Sternbild. So sah man ihn z. B.
in den Jahren 1849 und 1850 im Sternbild der Fische. — Er ist
198 Millionen Meilen von der Sonne entfernt, und vollendet seinen
Umlauf um dieselbe in 30 Jahren. In seiner Achsendrehung braucht
er Ioi/2 Stunden. Sein Durchmesser ist ungefähr 10mal so groß, als
der Erddurchmesser. Der Saturn zeichnet sich vor den andern Planeten
dadurch aus, daß er mit einem freischwebenden breiten Ringe
umgeben ist. Ja man hat in neuerer Zeit entdeckt, daß es nicht ein
Ring ist, der um den Saturn schwebt, sondern daß es zwei, wohl
gar drei Ringe sind. Außerdem wird er noch von acht Monden
umkreiset.
3. Der Uranus war bis zum Jahre 1846 der entfernteste der
damals bekannten Planeten. Seine Entfernung von der Sonne beträgt
387 Millionen Meilen. Der Lichtstrahl der Sonne gelangt erst nach
2 Stunden 35 Minuten auf demselben an, von der Sonne zur Erde
aber schon in 8 Minuten — und doch, wie weit schon ist dieser Weg!
— Den Umlauf um die Sonne vollendet der Uranus in 84 Jahren.
Der Durchmesser desselben beträgt 7500 Meilen. Sechs Trabanten
begleiten den Uranus.
4. Der entfernteste von allen bis jetzt bekannten Planeten ist der
von 2 Monden begleitete Neptun. Zu seinem Umlaufe um die
Sonne gebraucht er mehr als 200 Erdenjahrs, und seine Entfernung
von der Sonne beträgt 624 Millionen Meilen. Der Lichtstrahl der
Sonne kommt erst nach 4 Stunden dort an. Um einen solchen Weg
zurückzulegen, braucht der Schall 500 Jahre, und ein Dampfwagen,
wenn er täglich 200 Meilen zurücklegte, über 10,000 Jahre. Welcher
Sterbliche kann sich diese Entfernung deutlich vorstellen?!
Außer diesen über 100 Planeten und 21 Monden gehört zu unserm
Sonnensystem aber auch noch ein sehr großes, doch bis jetzt nicht gezähltes
Heer von Kometen und jenen wunderbaren Meteoren, welche bald
nur einzeln als Feuerkugeln, bald in größerer oder geringerer Zahl,
oft in ganzen Schwärmen als Sternschnuppen am Himmel erscheinen.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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40
Der Meister hört sie klingen,
So voll, so hell, so rein;
Die Augen gehn ihm über,
Es muß vor Freude sein.
Und seine Blicke leuchten,
Als wären sie verklärt;
Er hatte in dem Klange
Wohl mehr als Klang gehört!
Hat auch geneigt den Nacken
Zum Streich voll Zuversicht:
Und was der Tod versprochen,
Das bricht das Leben nicht.
Das ist der Glocken Krone,
Die er gegossen hat,
Die Magdalenenglocke
Zu Breslau in der Stadt.
Die ward zur Sünderglocke
Seit jenem Tag geweiht;
Weiß nicht, ob's anders worden
In dieser neuen Zeit.
________ (W. Müller.)
Wie viel Provinzen haben wir jetzt kennen gelernt? — Wie viel Re-
gierungsbezirke? — Wie heisst das bedeutendste Gebirge in der Provinz
Schlesien? — Welche Mineralien liefern die schlesischen Gebirge’ — Wie
heisst der Hauptfluss der Provinz? — Welche Nebenflüsse desselben habt ihr
euch gemerkt? — Wie fliesst die Oder? — Was habt ihr von der Boden-
beschaffenheit Schlesiens sonst noch behalten? — Was von den Städten
Schlesiens? — Was vom Handel? —
Zeichnet jetzt die Provinz auf! —
Beschreibet siel —
33. Das Königreich Preußen*).
(1)
1. Die elf Provinzen, welche wir bis jetzt kennen gelernt Ha-
den, bilden zusammen wieder ein größeres Ganze, emen Staat: das
Königreich Preußen. Der preußische Staat ist also ein Verein
von sehr vielen Menschen, welche einen schon sehr großen Flächen-
raum auf der Erde bewohnen; denn die Größe dieses Staates beträgt
6395 Quadratmeilen mit mehr als 24 i/2 Millionen Menschen. Außer
diesen elf Provinzen gehören zum preußischen Staate aber auch noch ge-
trennt von demselben liegende kleinere Theile, die ihr später kennen lernen
sollt. Nicht immer hat der preußische Staat in der jetzigen Größe be-
standen, sondern aus kleinem Anfange ist er allmählich entstanden. Das
Stammland dieses ausgedehnten Staates ist die Mark Branden-
burg — die jetzige Provinz Brandenburg — zwischen der Elbe
und der Oder. Von da aus sind östlich und westlich die übrigen Pro-
vinzen dazu gewonnen worden, und die am weitesten nach Osten und
Norden gelegene Provinz Preußen hat dem Staate seinen Namen
gegeben. Die längste Ausdehnung hat der Staat von Südwesten nach
Nordosten; denn die Entfernung von Trier in der Rheinprovinz bis
Königsberg in der Provinz Preußen beträgt schon 168 Meilen; seine
größte Breite, die aber kaum die Hälfte der Länge ausmacht, hat er
in Westen, von der Südspitze der Rheinprovinz bis zur Nordspitze der
Provinz Schleswig-Holstein.
2. Die Oberfläche des Bodens im Staate ist sehr verschieden.
In der Rheinprovinz und in der Provinz Hessen-Nassau erheben
*) Ehe die Beschreibung des preußischen Staates, sowie die eines jeden der übrigen
Staaten Deutschlands gelesen wird, müssen die Schüler auf der Wandkarte Deutsch-
lands eine klare Anschauung des Raumes — ein inneres Bild des re. Staates (der Grenze,
Gestalt, Bodenerhebungen, Flüsse und Ströme, Eisenbahnen u. dgl.) bereits gewonnen haben.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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2. Die Nachbaraemeinden — die Wege und
Landstraßen.*)
Wenn wir von unserem Wohnorte hinausgehen, so kommen wir in
jeder Himmelsrichtung endlich an eine Linie, wo unsere Gemeinde auf-
hört, und eine andere Gemeinde anfängt. Diese Linie auf der Erde,
wo zwei Gemeinden an einander stoßen, bildet die Grenze zwischen
denselben. Denn so wie ein Garten an den andern oder ein Stück
Ackerland an das andere grenzt, so grenzt auch eine Gemeinde an die
andere. Wenn wir ein paar Stunden weit von hier gehen, so können
wir schon einige Nachbarorte oder Nachbargemeinden erreichen.
In welchem Nachbarorte seid ihr schon gewesen? — Die Nachbarorte
liegen nicht alle in derselben Richtung von unserm Wohnorte, sondern nach
dem einen geht man hier hinaus, und nach dem andern dort hinaus. —
Von einem Orte zum andern führen Wege. Sie sind entweder
Fußwege oder Fahrwege. Die breiten Fahrwege, welche schön ge-
ebnet, fest und an beiden Seiten mit einem Graben versehen sind, heißen
Landstraßen oder Chausseen (spr. Schossten). Einige Orte liegen
nahe zusammen, andere weit von einander entfernt. Die Entfernung
eines Ortes von dem andern wird nach der Zeit berechnet, die ein
mäßig schreitender Mensch gebraucht, um den Weg von dem einen Orte
nach dem andern zurückzulegen. Diese Entfernung wird in Minuten
und Stunden, gewöhnlich aber in Minuten und Meilen ausgedrückt.
Eine solche Meile hat 100 Minuten und wird eine Postmeile genannt.
An einer Seite der Landstraßen sieht man steinerne, mit Zahlen beschrie-
bene Pfähle, welche 1 Minute weit von einander entfernt stehen und
daher Minutenpfähle heißen. Wer's versteht, kann nach den darauf
stehenden Zahlen berechnen, wie viele Minuten oder Meilen die Ent-
fernung eines Ortes von dem andern beträgt. Da, wo zwei oder meh-
rere Wege auseinandergehen, steht gewöhnlich ein Handzeiger oder
Wegweiser, worauf man lesen kann, wohin jeder Weg führt, und wie
weit man noch von dem nächsten Orte entfernt ist.
Auf den Landstraßen sieht man viele Fußgänger, Karren und Wagen.
Hier rasselt ein Postwagen an uns vorüber, mit 2, 3 oder 4 Pferden
bespannt und einem Postillon (spr. Postilljong) auf dem Bocke. Dort
kommt ein großer Güterwagen mit breiten Rädern; er ist mit einem
weißen Leintuche überzogen. Vier und oft noch mehr Pferde können ihn
nur langsam von der Stelle ziehen, so schwer ist er mit Waaren be-
laden. Das Dröhnen eines solchen Wagens, das Geklingel der Schel-
len an den Pferden und das Klatschen der Fuhrleute mit ihren Peitschen
kann man oft schon in der Ferne hören. Besonders lebhaft ist es aber
auf den Landstraßen, wenn in einem benachbarten Orte Wochen- oder
Jahrmarkt gehalten wird. Da sieht man Fußgänger, die einen Trag-
korb auf dem Rücken haben oder einen Schiebkarren vor sich herdrücken,
*0 Ehe Nr. 2 gelesen wird, müssen die Lage der Nachdargemeinden vom Wohnorte aus, und
deren Lage zu einander durch Punkte, so wie die Grenzen der Gemeinde und die vom Wohnorte
nach den Nachbarorten rührenden Hauptwege durch Linien auf der Schultafel veranichav-
licht werden.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
4
um ihre Waaren zum Markte zu schaffen. Andere haben Hunde vor
einen kleinen Wagen gespannt. Weiber tragen Körbe auf ihren Köpfen,
in welchen sie Butter, Eier, Kirschen und andere Sachen zur Stadt
bringen; Viehhändler treiben Kühe, Schweine u. s. w. langsam weiter.
Es ist sehr gut, daß man auf guten Wegen von einem Orte zum
andern kommen kann. Denn in der einen Gemeinde gewinnen die
Bewohner durch Acker- oder Bergbau oft nur Naturprodukte, wäh-
rend in andern Gemeinden meistens nur Kunstprodukte aller Art ver-
fertigt werden. Nun können die Bewohner der verschiedenen Gemeinden
ihre überflüssigen Produkte jeder Art leicht nach denjenigen Orten
hinschaffen, wo die Bewohner diese Produkte sich nicht selbst ziehen oder
verfertigen können. Hier werden sie verkauft, und so wird mit den
Natur- und Kunstprodukten Handel getrieben. Für Geld können die
Menschen sich nun alle Lebensbedürfnisse: ihre Speisen und Ge-
tränke, die Stoffe zu ihrer Kleidung und die Materialien zum Bau
ihrer Häuser, ihre Brenn-Materialien u. s. w. auch aus weiter
Ferne verschaffen. Diejenigen Arbeiten, wodurch die Menschen sich das
nöthige Geld erwerben, um sich dafür ihre Bedürfnisse zu kaufen, nennt
man die Erwerbsquellen der Menschen.
Nennt einen Ort, der von unserm Wohnorte nach Süden liegt. — Wer
kann einen Ort nennen, der von nns westlich liegt? — Nördlich! — Öst-
lich! — U. s. w. — An welche Gemeinde grenzt unsere Gemeinde in Osten?
—- In Süden? — In Westen? — In Norden? — U. s. w. — Nach welcher
Himmelsrichtung gehe ich von unserm Wohnorte nach N.? — Nach N.? —
U. s. w. — Welche Produkte werden in unserer Gemeinde so reichlich gewon-
nen, dass sie nach andern Orten hin verkauft werden? — Welche von diesen
Produkten sind Naturprodukte? — Welche Kunstprodukte? — Wie heissen
die Arbeiten, wodurch diese Produkte gewonnen werden? — Wie heissen als»
die vorzüglichsten Erwerbsquellen unserer Gemeinde?
Zeichnet jetzt unsern Wohnort und die Nachbar orte desselben mit
Punkten und die dahin führenden Wege und Landstrassen mit Linien
auf die Schiefertafeln! — Wir wollen aber unsere Zeichnung so einrichten,
dass Orte, nach welchen hin wir eine Stunde gehen ynüssen, immer nur so weit
von einander gezeichnet werden, wie die Länge des ersten Gliedes an eurem
Zeigefinger beträgt (2 Centimeter). Diese Länge soll aber immer eine Stunde
Weges bedeuten („verjüngter Maassstab“). —
Schreibet auf\ wie die Nachbarorte von unserm Wohnorte liegen, und nach
welcher Himmelsgegend die Wege dahin führen! —
3 Die Kreise
Wenn wir auf der Landstraße immer weiter gehen, so kommen wir
durch viele Dörfer und Städte; denn hinter unseren Nachbargemeinden
fangen wieder andere Gemeinden an, und wo diese aufhören, wieder
andere und so weiter fort. Von jedem Dorfe und von jeder Stadt
gehen wieder Wege oder Landstraßen nach anderen Orten, und da ist
immer noch kein Ende. Außer unserer Gemeinde und außer unseren
Nachbargemeinden giebt es also noch sehr viele andere Gemeinden. Meh-
rere Gemeinden aber bilden zusammen wieder einen größern Verein,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
409
großer Genauigkeit ausgemefsen und ausgerechnet und sprechen davon,
wie von einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die göttliche All-
macht begreifen, die diese ungeheuer große Kugel, schwebend in der
unsichtbaren Hand, trägt und jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und
sein Gedeihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen leben-
digen Odem in die Nase. Man rechnet, daß über 1300 Millionen
Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott
in die Kost gehen, ohne die Thiere.
Die Erde ist ringsum mit Luft umgeben. Sie umsluthet den Erd-
ball, sage, gleichsam wie ein unsichtbares Meer. Diese blaue Lufthülle
ist der Sammelplatz vieler Naturstoffe und Naturerscheinungen:
Wolken, Nebel, Regen, Schnee und Hagel — Donner und
Blitz. Wie hoch der Luftkreis ist, das haben die Gelehrten noch
nicht genau herausbringen können; daß aber die Dünste der Erde ihn
bis auf eine Höhe von etwa 10 Meilen füllen, wird von ihnen be-
hauptet, und daher nennt man diesen untern Theil desselben auch
Dunstkreis oder Atmosphäre. Die Luft ist in der Nähe der Erde
800 mal leichter als das Wasser, aber ihre Schwere und Dichtigkeit
nimmt mit der zunehmenden Höhe ab, da die untere Lust das Gewicht
der obern trägt und daher von dieser zusammengepreßt wird.
2. Die Eintheilung der Erde nach den fünf
Erostrr'chen.
Ihr wißt nun schon, daß die Erde nicht wie eine kreisrunde Scheibe,
sondern wie eine Kugel gestaltet ist; was ihr aber noch nicht wißt und
fürs erste kaum glauben werdet, das ist, daß die Erde sich in 24
Stunden einmal und zwar von Westen gegen Osten umdreht, und
daß durch diese Umdrehung der Erde Tag und Nacht entsteht. Witz
das zugeht, das werdet ihr im folgenden Abschnitte besser einsehen lernen;
für jetzt müßt ihr es nun einmal als ausgemacht annehmen — denn
die Gelehrten, die uns ja viele Jahre im Voraus bis auf die Minute
ankündigen, wann Sonnen- und Mondfinsternisse entstehen, was
doch nicht jedermann kann, wissen auch dieses ganz genau und sagen:
„Die Erde dreht sich alle 24 Stunden einmal um."
Wenn nun aber eine Kugel sich in immer gleicher Richtung umdreht,
so bleiben zwei Punkte auf ihrer Oberfläche in Ruhe; diese Punkte nennt
man die Pole, und die gerade Linie, die man sich zwischen diesen
beiden Punkten denken kann, heißt ihre Achse. Denjenigen Endpunkt
der Erdachse, der uns am nächsten liegt, nennen wir den Nordpol
der Erde, den entgegengesetzten nennen wir den Südpol.
Wenn ihr euch genau in der Mitte zwischen den^ beiden Polen
einen Kreis rund um die Erde denkt, so habt ihr den Äquators d. h.
Gleicher, denn er theilt die ganze Erde in zwei gleiche Halbürgeln,
die nördliche, auf welcher wir wohnen, und die überhaupt das meiste
feste Land enthält, und die südliche, auf welcher nur der kleinere Theil
des festen Landes und einige größere Inseln liegen. Nun werdet ihr
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aber doch nicht glauben, der Äquator sei eine wirkliche Linie, so
etwa ein Reifen oder ein dicker Strich rund um die Erde. Ihr müßt
euch eine solche Linie nur denken.
Wie kann man denn aber wissen, wo diese Linie auf der Erde
ist? — Recht gut kann man das wissen; denn man kann es an der
Sonne bemerken. Zu der Zeit nämlich, wo bei uns auf der ganzen Erde
Tag und Nacht gleich ist, am 21. März und am 23. September
jeglichen Jahres, steht die Sonne gerade über dem Äquator,
und die Leute, die rund um die ganze Erde auf dem Äquator wohnen,
sehen zu Mittage die Sonne gerade in ihrem Scheitelpunkt (Zenith).
Da wirft denn kein Baum und kein Haus einen Schatten, weil das
Licht der Sonne nicht seitwärts, sondern gerade von oben herab auf
die Gegenstände fällt und ein offener Brunnen ist im Augenblick des
Mittags vollständig erleuchtet. Da wissen es also die Leute, daß sie
auf dem Äquator wohnen, und die Schiffer merken es auch, wenn sie
auf der See in die Gegend des Äquators kommen.
Genau über dem Äquator steht die Sonne nur an den beiden ge-
nannten Tagen. Vom 21. März an rückt sie täglich ein wenig weiter gegen
Norden und jetzt sehen die Leute, welche ein wenig nördlich vom
Äquator wohnen, die Sonne zu Mittage in ihrem Scheitelpunkte. Das
geht nun auch so fort bis zu unserm längsten Tage, dem 21. Junius,
und alle die Leute, welche rund um die ganze Erde auf dieser Linie wohnen,
sehen die Sonne nach und nach zu Mittag in ihrem Scheitelpunkt.
Das sind nun aber auch die letzten auf der nördlichen Halbkugel
der Erde, welche die Sonne zu Mittage in ihrem Scheitelpunkte sehen;
oenn vom 21. Juni an wendet die Sonne sich wieder gegen Süden,
und daher heißt jene Linie auf der Erde der nördliche Wendekreis.
Am 23. September steht die Sonne aber wiederum über dem Äquator
und am 2l Dezember, d. i. an unserem kürzesten Tage, steht sie
jenseit des Äquators über dem südlichen Wendekreis. Wenn die
Sonne im südlichen Wendekreise steht, dann reichen ihre Strahlen auf der
nördlichen Halbkugel nur bis hier an diese Linie, welche der nördliche
Polarkreis heißt, und wenn sie im nördlichen Wendekreise steht, dann
reichen sie nur bis hier an den südlichen Polarkreis. Da seht ihr
also, daß man die Wendekreise und die Polarkreise nicht will-
kührlich oder nach Gutdünken gezogen hat; ihre Lage ist durch den Laus
der Sonne selber bestimmt. Die Polarkreise bilden zur Zeit des läng-
sten und kürzesten Tages die Gränze des erleuchteten Theils unserer
Erde. Die' Sonnenstrahlen reichen dann nur bis an die Polarkreise,
und hier scheidet sich also das Licht und die Finsterniß.
Alle die Leute, die zwischen den beiden Wendekreisen wohnen, sehen
die Sonne zweimal im Jahre in ihrem Scheitelpunkte, und sie steht
ihnen auch sonst niemals sehr niedrig, so daß die Sonnenstrahlen dort
fast immer senkrecht auf die Erde fallen. Darum ist es auch zwischen
den beiden Wendekreisen viel heißer als in unseren Gegenden, wo die
Sonnenstrahlen mehr schief aus die Erde fallen.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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